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Wuppertal goes Europe

Auszubildende und Ausbilder*innen berichten aus dem Praktikum

Lea Schöfer in Karlsbad (Karlovy Vary), Republik Tschechien

Lea Schöfer hat ihren Vorbereitungsdienst für die Laufbahngruppe 1, 2. Einstiegsamt absolviert und arbeitet nun als Verwaltungskraft in der Abteilung „Beratung und Prävention“.

Sie absolvierte vom 10.04. - 22.04.2023 ein EU-Praktikum im „Infozentrum“ der Stadtverwaltung Karlsbad.

Die Möglichkeit nach Karlsbad zu gelangen sind vielfältig: Es gibt sogar einen eigenen Flughafen. Mir war es allerdings wichtig, eine möglichst „grüne“ Anreise zu wählen und fuhr deshalb mit der Bahn in nur 8 Stunden von Düsseldorf über Nürnberg nach Karlsbad. 
Meine Ferienwohnung lag am Rande der historischen Altstadt, zehn Minuten fußläufig entfernt, sowohl vom Rathaus als auch von meinem Einsatzort, dem „Infozentrum“. 

Den meisten wird Karlsbad mit seinen 50.000 Einwohner*innen vor allem als Kurort mit einer historischen Altstadt, mit seinen Quellen, Kolonnaden und Aussichtstürmen bekannt sein. Der attraktive Kurort gehört zu den traditionsreichsten und berühmtesten weltweit und wird von sehr vielen Tourist*innen besucht, die meist tschechisch, deutsch oder russisch sprechen. 

Oberbürgermeisterin Pfeffer Ferklová und Lea Schöfer (rechts)

In Sachen Kommunalverfassung ist Karlsbad eine besondere Stadt. Sie zählt zu den sogenannten „Statuarstädten“, von denen es nur 25 Kommunen in ganz Tschechien gibt. Solche Städte sind in selbstverwaltete Stadtbezirke eingeteilt, die jeweils über eine eigene Verwaltung auf der Grundlage eines „Statuts“ verfügen. Dieses Statut, das die Struktur der städtischen Organe und deren Befugnisse regelt, wird vom Stadtparlament verabschiedet. Politische Organe der Stadt Karlsbad sind die Stadtvertretung (direkt gewählt sowie die Vertreter*innen/Bürgermeister*innen aus 35 Bezirken aus indirekter Wahl), der Stadtrat (8 Bezirksvertreter*innen) und die Oberbürgermeisterin (zugleich Mitglied des Stadtrates).

Ich konnte auf Einladung der Oberbürgermeisterin an einer dieser Stadtratssitzungen teilnehmen, die regelmäßig alle 14 Tage stattfinden. Hier geht es um Planungsvorhaben, Abstimmungen und Änderungsanträge von Vorlagen etc. Frau Pfeffer Ferklová ist die politische Leitung der Gesamtstadt. Sie trifft Entscheidungen für die Stadt, leitet die Ratssitzung/Parlamentssitzung und vertritt die Stadt, z.B. auf Veranstaltungen.

Die Struktur der Stadtverwaltung hat Ähnlichkeiten mit dem Aufbau in Wuppertal. Es gibt Ämter, Fachbereiche und Eigenbetriebe. Politische Leitung und Verwaltungsleitung arbeiten stets eng zusammen: Ideen, Vorschläge, Änderungsabsichten etc. werden regelmäßig gemeinsam beraten. Die Verwaltung hat eine eigene Leitung. 

Ein aktuelles Thema der Verwaltung ist die beginnende Digitalisierung, über die mir die Oberbürgermeisterin berichtete. Momentan werden nach und nach Unterlagen, Akten und Dokumente digitalisiert. Homeoffice ist derzeit nicht möglich, wird aber vielleicht zukünftig eine Rolle spielen. Interessiert hörte mir deshalb Frau Pfeffer Ferklová zu, als ich über die „digitale Modellkommune Wuppertal“ erzählte.

Zertifikat der "Assoziation der Tourismusinformationszentren der Tschechischen Republik

Das städtische Infozentrum: „Touristinformation“

Informationszentren in der Tschechischen Republik werden durch die „Assoziation der Tourismusinformationszentren der Tschechischen Republik (A.T.I.C. CZ) zertifiziert. Die Zertifizierung und Klassifizierung wird durch die gemeinnützige Interessensvereinigung vorgenommen und rangiert zwischen A (höchste Wertung) und C (niedrigste Wertung). Bewertet werden u.a. die angebotenen Dienstleistungen, wie viele Sprachen von den Mitarbeitenden gesprochen werden und das Dienstleistungsverhalten gegenüber Kund*innen. Damit Infozentren in der Tschechischen Republik von Tourist*innen leichter gefunden werden, sind diese mit einem grünen „i“ gekennzeichnet.

Das städtische Infozentrum: "Touristinformation"

Im Jahr besuchen regelmäßig etwa 1.000.000 Menschen die Stadt, vor allem im Sommer und Winter. Dann ist Hauptsaison – auch im Infozentrum. Fünf Beschäftigte arbeiten hier, weitere sieben in einem der städtischen Dienstgebäude. Sie kümmern sich um interne Verwaltungsangelegenheiten. Dazu zählt die Personalverwaltung, die Buchhaltung und die Bestellung von Infomaterialien (Broschüren, Karten und Flyer), die von den Mitarbeitenden des Infozentrums geordert werden.

Das Tourismusbüro ist täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet, die Stoßzeit beginnt gegen 10 Uhr.

Ich verbrachte viel Zeit damit, Kund*innen zu bedienen, vor allem diejenigen, die deutsch oder englisch sprachen. Viele Fragen zu beantworten, gehört dort zum Alltagsgeschäft: Sehenswürdigkeiten, Wanderwege, die nächstgelegene Wechselstube usw.

Täglich gab es verschiedenste Anfragen per Email oder Telefon zu beantworten, oft zum bevorstehenden Aufenthalt in Karlsbad. Anrufe von Kund*innen aus Deutschland (leicht erkennbar an der Vorwahl) durfte ich selbst entgegennehmen. Auch Informationsmaterial wird online bestellt, welches auf der Homepage des Infozentrums gesichtet und kostenlos an die anfordernde Person gesendet wird. 
Prospekte und Karten liegen natürlich auch im Infozentrum aus. Ich habe dabei geholfen, die Flyer, Broschüren und Informationsblätter der Events eines jeden Tages auf Aktualität zu prüfen und die Auslagen nachzufüllen. 

Karlovy Vary Region Card

Die Karlovy Vary Region Card

Im Infozentrum einer Stadt zu arbeiten hat natürlich den Vorteil, viel Wissenswertes über die Stadt –so ganz nebenbei - zu erfahren. Damit ich Kund*innen auch adäquat informieren konnte, bekam ich zu Beginn des Praktikums die „Karlovy Vary Region Card“ ausgehändigt, die ich auch rege eingesetzte. Viele Tourist*innen nutzen während des Aufenthaltes diese regionale Vergünstigungskarte, die bis zu 7 Tage gültig ist. Damit können sie

  • ohne Zusatzzahlung Sehenswürdigkeiten besichtigen
  • an Führungen teilnehmen
  • Ermäßigungen bei Theater- und Opernbesuchen bzw. in Restaurants erhalten. 

Bezahlt wird diese im Infozentrum entweder bar mit tschechischen Kronen oder per Karte. Damit die Kasse am Abend auch stimmt, war es gut, dass die Kolleg*innen mich beim Kassieren unterstützten. Das hatte weniger damit zu tun, dass ich nicht rechnen kann. Vielmehr machte mir das Kassensystem „Pohoda“ in tschechischer Sprache Schwierigkeiten. 

Tickets für den Nahverkehr, die Seilbahn, das Theater oder Souvenirs

Beliebt ist auch der zentrale Service, Reservierungen für Stadtführungen, Museen, Konzerte, Opern und Theatervorstellungen durch Mitarbeitende des Infozentrums vornehmen zu lassen. Das läuft über die direkte Kontaktaufnahme mit den jeweiligen Einrichtungen oder eine Reservierung der gewünschten Karten direkt auf den entsprechenden Internetseiten.

Botschafterin der Stadt Wuppertal

Die Kolleg*innen des Infozentrums waren auch sehr daran interessiert, wie die Stadt Wuppertal organisiert ist, insbesondere natürlich das städtische Infozentrum am Döppersberg. Gut, dass ich mich vorbereitet hatte! Vor meinem Praktikum suchte ich unser Infozentrum auf, machte Fotos und sprach mit den Kolleg*innen. Alle Infos verarbeitete ich zu einer PowerPoint Präsentation und konnte somit etwas über Wuppertal, zu unseren städtischen Strukturen, zu meinem eigenen Arbeitsbereich und zum Infozentrum Döppersberg berichten.

Partnerstädte der Stadt Karlsbad

Die Oberbürgermeisterin organisierte für mich ein Treffen im Rathaus mit einer ehemaligen Angestellten der Verwaltung, die mittlerweile in Rente ist. Sie spricht sehr gut Englisch und Deutsch und nahm zu Dienstzeiten als Dolmetscherin bei den Treffen der angehenden Partnerstädte teil.
Karlsbad pflegt mit einigen renommierten Kurort-Städten (Carlsbad in den USA, Kusatsu in Japan, Baden-Baden in Deutschland, Viareggio in Italien) partnerschaftliche Verbindungen. Dazu zählen eher passive (Viareggio), aber auch konstruktive Beziehungen. Mit dem deutschen Baden-Baden etwa besteht ein reger Austausch. So finden Schüleraustausche statt oder gemeinsame Konzeptionsgespräche darüber, wie Kurorte generell attraktiver gestaltet werden können.

Was ich mitnehme …

Ich lernte einen für mich ganz neuen Arbeitsbereich in einer Stadtverwaltung kennen, in dem Serviceleistungen erbracht werden, „Laufkundschaft“ bedient wird und englische Sprachkenntnisse benötigt werden. Meinen aktiven englischen Wortschatz konnte ich durch Sprachpraxis deutlich verbessern und festigen. Der kundenorientierte Umgang ist hier von besonderer Bedeutung, eine Fähigkeit, die ich auch bei meiner Arbeit im Büro der Abteilung „Beratung und Prävention“ einsetze.

Mein zweiwöchiges Praktikum ging in Windeseile um, da ich jeden Tag viele Erfahrungen sammeln, nette Menschen und die interessante Kultur der „Balneologie“ kennenlernen durfte.
Ich empfehle jedem, diese Gelegenheit wahrzunehmen.

Děkujeme za nezapomenutelný čas v Karlových Varech!

              Vielen Dank für eine unvergessliche Zeit in Karlovy Vary!

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