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Wuppertal goes Europe

Auszubildende und Ausbilder*innen berichten aus dem Praktikum

Erster Praktikant in Frankreich. Karim Oubad – war als Absolvent des dualen Studiums Bachelor of Law, vom 25.04.2023 bis zum 16.05.2023 in Toulouse mit Einblicken in die Arbeit der Stadt- und Metropolverwaltung, beispielsweise in das „Haus der Energie“ und das Projekt zur Verwaltungsmodernisierung.  

„Ankunft spät in der Nacht in meiner Unterkunft im Erasmus-Wohnheim der Université Toulouse I“

Mein Erasmus-Praktikum, das ursprünglich während meiner Ausbildung zum Stadtinspektor geplant war, musste aufgrund der Auswirkungen von COVID-19 verschoben werden. Nach Abschluss meiner Ausbildung (Bachelor of Laws) im August 2022 ergab sich für mich schließlich die Möglichkeit, das Praktikum in der Verwaltung der Métropole Toulouse nachzuholen. Die Metropolverwaltung ist vergleichbar mit der StädteRegion Aachen und dem dortigen Regionsmodell.

Das große Verwaltungsgebäude der Métropole am Boulevard de Marengo

Ich war begeistert, endlich die Chance zu bekommen, in einem anderen Land zu arbeiten und neue Erfahrungen zu sammeln.

Dabei lag mein Fokus im Praktikum darauf, die Verwaltungsstrukturen und insbesondere die Besonderheiten der französischen Verwaltung kennenzulernen. Thematisch lagen für mich darüber hinaus besondere Schwerpunkte auf den Themen Verwaltungsmodernisierung und Nachhaltigkeit.

Das Rathaus der Stadtverwaltung

Struktur des Praktikums

Während meines Praktikums war ich in der Abteilung „Europa und Internationales“ angesiedelt, hatte jedoch die Gelegenheit, an verschiedenen Meetings mit unterschiedlichsten Abteilungen der Métropole Toulouse und auch der Stadtverwaltung teilzunehmen. Einen gewöhnlichen Arbeitstag gab es für mich also nicht, stattdessen hatte ich zahlreiche Meetings mit dem Digitalisierungsdezernat, dem Umweltdezernat und dem zum Umweltdezernat gehörenden "Haus der Energie", um nur einige zu nennen. Diese Meetings ermöglichten es mir, Einblicke in die Arbeitsweise und Zuständigkeiten der verschiedenen Abteilungen zu erhalten und die enge Zusammenarbeit zwischen der Métropole und der Stadtverwaltung zu erleben und in den Dialog zu gehen. Dabei war ich beeindruckt von der engen Zusammenarbeit zwischen der Métropole und der Stadtverwaltung über Zuständigkeiten hinweg, die darauf abzielt, effiziente Lösungen für die Bürgerinnen und Bürger bereitzustellen.

Darüber hinaus hatte ich auch Meetings mit der Abteilung für Bürgerservices, wo ich mehr über die direkte Interaktion mit den Bürgerinnen und Bürgern und die verschiedenen Dienstleistungen, die von der Verwaltung angeboten werden, erfahren konnte.

Der Ratssaal im Rathaus von Toulouse

Die Métropole Toulouse verfolgt eine klare Vision und hat sich ehrgeizige Ziele gesetzt. Die Vielfalt der Meetings und die Möglichkeit, mit verschiedenen Abteilungen der Métropole Toulouse zusammenzuarbeiten, haben mein Verständnis für die Verwaltungsstrukturen und die besonderen Herausforderungen, mit denen die Métropole konfrontiert ist, erweitert.

Ein besonderes Meeting fand mit der Abteilungsleiterin der Digitalisierungsabteilung statt. Gemeinsam haben wir Ideen diskutiert, wie Open Data und intelligente Datenmodelle genutzt werden können, um unsere Verwaltungen nachhaltiger und effizienter zu gestalten. Es war inspirierend zu sehen, wie Innovation und Technologie dabei helfen können, eine moderne und bürgernahe Verwaltung zu schaffen.

Haus der Energie

Ein weiteres Highlight waren die Meetings in der Umweltverwaltung. Besonders beeindruckend war das 'Haus der Energie', in dem Bürgerinnen und Bürger Beratung zu Themen wie Haussanierung, der Energiewende und zum Umweltschutz erhalten können. Hier wurde mir bewusst, wie engagiert die Métropole Toulouse daran arbeitet, nachhaltige Praktiken ihrer Einwohnerinnen und Einwohner, wie bspw. den nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen Energie und Wasser, aber auch mit Baustoffen oder den Umstieg auf nachhaltige Energieträger zu fördern und eine umweltfreundliche Stadtentwicklung voranzutreiben.

Eines meiner persönlichen Highlights war darüber hinaus das Treffen mit dem Projektleiter des „100.000 Bäume für Toulouse“-Projekts. Gemeinsam haben wir darüber gesprochen, wie wir unsere Städte grüner gestalten und das städtische Klima verbessern können. Neben der Pflanzung von Bäumen werden auch in der Métropole Toulouse Maßnahmen ergriffen, um bestehenden Bäumen ein gesundes Wachstum zu ermöglichen, einschließlich der Entsiegelung von Flächen. Es war beeindruckend zu sehen, wie viel Wert auf die Natur und das Wohlbefinden der Bürgerinnen und Bürger gelegt wird.

Verwaltungsmodernisierungsprojekt Proxima 24

Ein weiterer Höhepunkt war das Meeting mit dem Projektleiter des Projektes „Proxima 2024“. Dabei handelt es sich um ein großes Verwaltungsmodernisierungsprojekt, von der Größenordnung ist es in etwa vergleichbar mit unserem Projekt „Bundesbahndirektion“. Es zielt darauf ab, die Verwaltung noch bürgernäher zu gestalten. Dazu werden neue Bürgerzentren geschaffen, in denen eine Vielzahl von Verwaltungsleistungen angeboten werden. Es war inspirierend zu sehen, wie die Métropole Toulouse die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger in den Mittelpunkt stellt und innovative Lösungen für ihre Anliegen bietet.

Das Verwaltungsgebäude, in dem mein Schreibtisch stand

Während meines Praktikums fand auch die 'Semaine de l'europe' („Die Europawoche“) statt, eine Woche voller spannender Veranstaltungen, die das Bewusstsein für Europa stärken sollte. Es war eine großartige Gelegenheit, Menschen aus verschiedenen europäischen Ländern kennenzulernen und sich über gemeinsame Themen auszutauschen.

Eine Ausstellung aus Bologna. Eine unserer Veranstaltungen während der Europawoche – ausnahmsweise mit Wuppertalwetter statt Sonnenschein

Es gab noch viele weitere spannende Meetings u.a. zu den Themen „Bürgerservice, melderechtliche Angelegenheiten und Wahlen“, „IT-Infrastruktur kommunaler und regionaler Verwaltungen“, „Intereuropäische Zusammenarbeit“, „Digitale Wirtschaft / Digitalcampus“ und „RAD2Citizen – Verhinderung von Radikalisierung in der Metropole“, die ich während meines Praktikums erleben durfte. Diese Vielfalt an Praktikumsstationen hat mein Verständnis für die Verwaltungsabläufe erweitert und mich motiviert, mich auch in meiner zukünftigen beruflichen Laufbahn für eine bürgernahe und nachhaltige Verwaltung einzusetzen.

Sprachbarriere und Unterstützung

In Bezug auf meine Sprachkenntnisse muss ich zugeben, dass mein Französisch nicht besonders gut ist, was mir besonders im „Businessumfeld“ das ein oder andere Mal Schwierigkeiten bereitete. Glücklicherweise erhielt ich jedoch eine immense Unterstützung von meinem Mentor vor Ort, Philippe. Er holte mich nicht nur am Flughafen ab und brachte mich am Ende des Praktikums wieder dorthin zurück, sondern begleitete mich auch zu einigen Meetings, um im Notfall übersetzen zu können, da nicht alle Kolleg*innen vor Ort auch Englisch sprachen. (Encore merci, Philippe!)

Mein Büro vor Ort – und die Bürobesetzung um 08:50 Uhr

Französische Arbeitskultur

Eine der interessanten Erfahrungen während meines Praktikums war die Gelassenheit der Menschen vor Ort. Das Klischee bewahrheitete sich in gewisser Weise.

An meinem zweiten Tag musste ich erstmals alleine zum Büro finden und dachte, ich sei im falschen Gebäude gelandet. Mir wurde gesagt, dass ich ruhig „später anfangen“ könne, da morgens sowieso noch niemand im Büro sei. Mit einem schlechten Gewissen begann ich also erst um 8:30 Uhr zu arbeiten, und war bis 9:15 Uhr alleine im Büro. Erst nach und nach trudelten meine Kolleg*innen ein. Dafür blieben die meisten Mitarbeitenden aber auch bis 17:00 / 18:00 Uhr, bevor es dann regelmäßig zu privaten geselligen „Afterwork“-Treffen ging.

 

Der Ausblick über die Stadt während einer unserer „Afterwork“-Treffen

Die Menschen, die ich kennenlernen durfte, waren jedoch grundsätzlich alle ziemlich entspannt und gelassen. In der Mittagspause saß niemand mit seinem Butterbrot vor dem Schreibtisch, sondern man verabredete sich mit Kolleg*innen zum Mittagessen. Die Mittagspause konnte dann auch schon mal 2-3 Stunden dauern, und das war keine Seltenheit. Auch „Lunch-Meetings“ waren nicht außergewöhnlich, man traf sich im Restaurant, um eine vernünftige Mahlzeit zu sich zu nehmen und besprach dabei die relevanten Themen.

Das Zwischenmenschliche spielte während meines Praktikums eine große Rolle. Meine Kolleg*innen luden mich regelmäßig zu „Afterwork“-Treffen ein und nahmen mich sogar am Wochenende mit an die Küste. Dadurch konnte ich die Region mit Einheimischen erkunden und erhielt ein ganz neues Gefühl für die Umgebung. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar.

„Touritrip“ nach Marseille: Im Hintergrund die „Notre-Dame de la Garde“, im Volksmund la Bonne Mère – die gute Mutter

An den Wochenenden nutzte ich meine Freizeit, um selbst ein wenig zu erkunden. Ich besuchte unter anderem das Airbus-Museum und machte eine Tour über das Werksgelände. Diese Erfahrung war für mich als Luftfahrt-Enthusiast besonders spannend, da Airbus ein Paradebeispiel für europäische Zusammenarbeit ist. Ein Wochenende verbrachte ich auch in Marseille, das mit dem Zug etwa 4 Stunden entfernt liegt. Es ist eine wunderschöne Stadt, die vor südfranzösischem Flair nur so sprühte.

Fazit

Insgesamt war mein Erasmus-Praktikum in der Métropole Toulouse eine äußerst bereichernde Erfahrung. Ich hatte die Möglichkeit, die Verwaltungsstrukturen und -besonderheiten in Frankreich kennenzulernen und mich intensiv mit den Themen Verwaltungsmodernisierung und Umweltverwaltung auseinanderzusetzen. Durch die vielfältigen Meetings mit verschiedenen Abteilungen der Metropolverwaltung und der Stadtverwaltung erhielt ich Einblicke in die verschiedenen Projekte und Initiativen, die darauf abzielen, Toulouse nachhaltiger, effizienter und bürgerorientierter zu gestalten.

Gruissan – Ein Wochenendtrip unter Palmen, zu denen mich die Kollegen an meinem letzten Wochenende einluden

Besonders beeindruckt hat mich die Unterstützung und Gelassenheit meiner Kolleg*innen vor Ort. Trotz der sprachlichen Herausforderungen wurde ich herzlich aufgenommen und durfte auch außerhalb des Arbeitsumfeldes an gemeinsamen Aktivitäten teilnehmen. Diese persönlichen Begegnungen haben meine Erfahrung in Toulouse noch wertvoller gemacht und mir ein tieferes Verständnis für die Kultur und die Menschen in der Region vermittelt.

Rückblickend bin ich sehr dankbar, dass ich das Praktikum erst nach Abschluss meiner Ausbildung machen konnte. Dadurch konnte ich mit einem klaren Fokus auf meine eigene Arbeit in das Praktikum eintauchen

Das Erasmus-Programm hat mir die Möglichkeit gegeben, über den Tellerrand zu schauen und neue Perspektiven zu gewinnen. Ich bin stolz darauf, Teil dieses Austauschprogramms zu sein und bin fest davon überzeugt, dass diese Erfahrungen meine zukünftige berufliche Entwicklung positiv beeinflussen werden. Ich hoffe, dass zukünftige Generationen ähnliche Chancen erhalten werden, um ihre persönlichen und beruflichen Horizonte zu erweitern.

Erläuterungen und Hinweise

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