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Wuppertal goes Europe

Auszubildende und Ausbilder*innen berichten aus dem Praktikum

Volkan Avan im Hütteldorfer Spaßbad

Herr Avan Volkan ist Fachangestellter für Bäderbetriebe und absolvierte vom 25.10. bis 05.11.2021 ein Praktikum im Hütteldorfer Spaßbad in Wien.

Am Montag ging es dann los.

Meine Praktikumsstelle erreichte ich gut mit der Bahn. Dennoch benötigte ich knapp 45 Minuten zur Arbeitsstelle.

Dort angekommen, empfingen mich sehr herzlich der Badleiter und das Team. Eingearbeitet wurde ich von einem der Techniker (in Österreich dem "Facharbeiter"). Meine Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe wurde zunächst mit der österreichischen Facharbeiter*innenausbildung gleichgesetzt. So verbrachte ich meine erste Praktikumswoche in der Bädertechnik. Das Missverständnis wurde aber bald aufgeklärt, sodass ich in der zweiten Woche auch die Arbeiten in der Bäderaufsicht kennen lernte.

Volkan Avan (Mitte) mit Kollegen

Die Bäder der Stadt Wien

Wien hat insgesamt 38 Hallen- und Freibäder mit ca. 500 Angestellten und 300 weiteren in der Sommersaison. Die Hallenbäder sind bis auf ein paar Ausnahmen ähnlich aufgeteilt wie in Wuppertal: Es gibt ein Sport-, Bewegungs- und ein Planschbecken.

Das Hütteldorfer Spaßbad, in dem ich mein Praktikum absolvierte, gehört zu den Bädern des "Ressorts 44". Die Mitarbeitenden der Bäder sind fest angestellt und unterliegen den Anweisungen eines Betriebsleiters.

 


Ein anderes Bad in Wien: Das Amalienbad, indem auch die Verwaltung der Bäder angesiedelt ist.

... und die Mitarbeitenden

Anders als bei uns benötigen Mitarbeitende keine Ausbildung, um in einem Bad zu arbeiten, da es sich dabei nicht um einen Ausbildungsberuf handelt.

Der Einstellungstest besteht aus einer praktischen Prüfung der Schwimm- und Rettungsfähigkeit, etwa auf dem Niveau des Rettungsschwimmerabzeichens "Silber".

Bekommen die Bewerber*innen ein Einstellungsangebot, willigen sie ein, qualifizierende Lehrgänge mit spezifischen Modulen zu besuchen, die nur in österreichischen Bädern anerkannt werden.

Zu den Mitarbeitenden der Bäder gehören:

  • Kassierer*innen
  • Badewärter*innen (welche auch Saunaaufgüsse durchführen)
  • Bassinaufseher*innen (Beckenaufsicht)
  • und Facharbeiter*innen (Techniker*innen)

Die Facharbeiter*innen sind die Einzigen, die eine abgeschlossene Berufsausbildung in einem technischen Berufsfeld vorweisen müssen.

Bassinaufseher*innen haben die Möglichkeit, sich zum Sport- und Badewart über eine dreimonatige Weiterbildung - mit abschließender Prüfung - zu qualifizieren. Mit dem Erhalt eines anerkannten Zertifikats sind die Sport- und Badewarte gleichzustellen mit meiner Ausbildung zum Fachangestellten für Bäderbetriebe.

Diese Art der Weiterqualifizierung gibt es bei uns ebenfalls.

Eine große Herausforderung; denn diese Inhalte werden in nur 3 Monaten vermittelt: Bädertechnik, Anatomie, Trainingsmethodik und -didaktik sowie der praktische Teil der Schwimm- und Rettungslehre.

Wenn ich die Rahmenbedingungen der Aus- und Weiterbildung für Mitarbeitende in Bädern der beiden Länder vergleiche, bin ich doch sehr froh, dass wir hier ausreichend Zeit haben, um das umfangreiche Wissen zu erwerben.

Das Hütteldorfer Spaßbad - ein Ort für Spaß und Familie

Das Spaßbad ist eins der wenigen Bäder mit breitem Angebot, denn es war vor mehreren Jahren noch ein privates Bad, welches die Stadt übernahm.

Der Eintrittspreis ist in allen Wiener Bädern gleich.

Es gibt einen ermäßigten Preis von 4,60€ für Student*innen, Sozialhilfeempfänger*innen und Zivildienstleistende, aber auch für Senior*innen und Versehrte, dies im Gegensatz zu Wuppertal.

Alle Tickets erlauben einen Aufenthalt von maximal 5 Stunden.

Schwimmhalle des Hütteldorfer Bads

Im Sommer bietet das Bad eine Außenanlage mit Ausschwimmbecken, Volleyballplatz und Kinderspielplatz.

Und da ich mein Praktikum im Herbst absolvierte, arbeitete ich natürlich im Innenbereich der Schwimmanlage.

Energieerhalt und Energierückgewinnung

Aufgefallen ist mir, dass auf Verfahren zum Energieerhalt bzw. zur -rückgewinnung sehr geachtet wird. So hat das Hütteldorfer Bad Solarpanels auf dem Dach, und es lassen sich einige Fenster des Schwimmhallenfensterdachs öffnen. Im Sommer lässt sich dadurch Energie sparen: die Lüftung wird entlastet, die Lichter können ausgeschaltet werden.

Wie in Wuppertal verfügt die Lüftung sowie der Wasserkreislauf über Wärmetauscher. Das zu verwendende Wasser wird über getrennte Leitungen erwärmt und dadurch weniger stark erhitzt, um die Wunschtemperatur zu erreichen.

Wärmetauscher zur Energierückgewinnung

Badtechnik, Beckenrand und Kasse zwischendurch

Die Technik unterscheidet sich nur wenig vom Aufbau der Wuppertaler Bäder. So konnte ich tatkräftig mitarbeiten. Ich kontrollierte z.B. die Hygienehilfsparameter (Chlor- & pH- Wertprobe), eine Arbeit, die -anders als in Wuppertal- ausschließlich von den Technikern durchgeführt werden darf.

Mehrschichtfilter des Sportbeckens

Meine weiteren Aufgaben:

  • Durchführung einer Filterrückspülung
  • Kontrolle der Hygienehilfsparameter
  • Befüllung des Chlorbleichlaugetanks
  • Reinigung der Haar- und Faserfänger und Messwassersiebe
  • Beaufsichtigung von Badegästen
  • Herausgabe von Schwimmhilfsmitteln und Spind-Schlüsseln
  • Reinigung der Saunen und der Schwimmhalle
Messgerät der Hygienehilfsparameter

Zur Saunalandschaft gehörte ein Whirlpool, eine Infrarotkabine, eine Aufguss- und Dampfsauna sowie eine Biosauna, die allerdings aufgrund von Covid19 und der geringen max. Temperatur von 60° C geschlossen war. Aufgüsse waren zwar ebenfalls verboten, aber durch die Verwendung von aromatisierten Eisbällen konnte man den Gästen dennoch ein attraktives Saunaangebot bieten.

Außenbereich der Sauna

Das Spaßbad bietet darüber hinaus ein Sportbecken, ein Erlebnisbecken mit Wasserrutsche und Strömungskanal, ein "Blubberbad" und einen großen Gastronomiebereich.

Die Badeaufsicht gehört auch in Wuppertal zu meinen Haupttätigkeiten. Deshalb konnte ich im Hütteldorfer Bad verantwortlich Aufgaben übernehmen und die Kolleg*innen bei der Arbeit unterstützen. Dazu gehörte auch die Ausgabe von Schwimmutensilien wie Bretter oder Schwimmnudeln.

Insgesamt fand ich es interessanter, in der Technik zu arbeiten - wo es allerdings ungemütlich kalt war. Da habe ich mich dann doch gefreut, dass ich in der zweiten Woche die Beckenaufsicht übernehmen durfte.

Hat eben beides Vor- und Nachteile.

Freizeit in Wien

Wo soll ich nur anfangen?

Der Prater mit dem Riesenrad, in dem man Essen kann, der Zoo am Schloss Schönbrunn, das Haus des Meeres, das übrigens eine super Aussicht über Wien bietet, das Technische- und Naturhistorische Museum und die vielen Schlösser Wiens sind wunderbar anzuschauen.

Riesenrad am Prater

Die Orte um den Stephansdom und der Schwedenplatz sind die Hotspots für Leute, die shoppen und etwas unternehmen wollen.

Und was ich auch noch empfehlen kann: die Sacher Torte und den Döner bei "Ferhat Döner", wo man sich allerdings auf eine Wartezeit von ca. 30 Min. einstellen muss.

Schloss Belvedere

Was ich mitnehme …

2 Wochen in Wien in einer eher dürftigen Unterkunft, ohne meine kleine Familie: Das waren die ersten, nicht gerade positiven Gedanken, als ich in meinem Hostel ankam.

Aber man machte es mir dann leicht, meine Praktikumszeit zu genießen. Ich durfte mitarbeiten, dazulernen und wurde nach kurzer Zeit der Zurückhaltung rasch in den Kollegenkreis integriert - fast wie ein Teil der "Familie".

Gefreut hat mich, dass ich auch Wissen weitergeben durfte. So konnte ich den Kollegen einige Tipps zu Verfahren, etwa zur Anwendung verschiedener Mittel für spezifische Reinigungsvorgänge geben.

Da mein Beruf in Österreich kein Ausbildungsberuf ist, wird er auch entsprechend niedrig entlohnt, trotz Arbeitszeiten von bis zu 10-12 Stunden am Tag.

Deshalb bin ich froh, meine eher verantwortungsvollen Tätigkeiten bei deutlich besserer Bezahlung hier ausüben zu dürfen - trotz der leckeren Döner von Ferhat.

Erläuterungen und Hinweise

Bildnachweise

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